Humor hilft, den Tod zu akzeptieren
Im Neuruppiner-Hospiz lernten Besucher, wie Lachen Schmerzen lindert und die Angst vor dem Ende des Lebens verdrängt
von Katharina Schwarz
NEURUPPIN „Eine Patientin des Ricam-Hospiz in Berlin sagte mir: "Lachen Sie bitte mit mir, noch bin ich nicht tot!'", erzählte der Philosoph und Religionswissenschaftler Harald-Alexander Korp am Donnerstagabend. Nun brachte er das Neuruppiner Hospiz Haus Wegwarte zum Lachen. Sein Vortrag „Humor in der Sterbebegleitung" hatte Nebenwirkungen: Am nächsten Tag klagten einige Besucher über Bauchmuskelkater. „In einem Hospiz ist das eher ungewöhnlich, wir müssen hier leider versuchen ganz andere Schmerzen zu lindern", sagte die Pflegedienstleiterin Renate Schwarz.
"Wir sterben, wie wir leben. Daher sollte man sich bereits im Leben einen gesunden Humorvorrat anlegen"
Harald-Alexander Korp
Lachyoga-Lehrer
Lachen und Humor sind Mittel zur Schmerzlinderung
und helfen bei der Annahme des eigenen Todes. Harald-Alexander Korp, auch ausgebildeter
Lachyoga-Trainer, versuchte beides sowohl wissenschaftlich zu erklären
als auch zu demonstrieren .. Freuds Lieblingswitz zeigt, wie Humor hilft, den
Tod anzunehmen: „Der Henker kommt zum Häftling. Der Verurteilte
fragt ihn: .Welchen Tag haben wir denn heute?' Der Henker antwortet: .Montag.'
Der Gefangene seufzt: ,Na, die Woche fängt ja gut an!'" In der Psychotherapie
ist lange bekannt, dass Humor dabei hilft, den Widerspruch zwischen wollen
und sterben müssen zuzulassen und eine Balance zwischen freudvoller Distanz
und Akzeptanz des Todes zu finden. Lachen hilft, Aggressionen und Frust zu
lö-
sen, die jemand, der mit seinem Tod hadert, angestaut hat. Soll ein Sterbebegleiter
deshalb ein Witzautomat oder Clown sein? „Nur manchmal", sagt
Korp.
„Humor ist der Gegenspieler der Angst.
Doch wir sterben, wie wir leben. Daher sollte man sich bereits im Leben
einen gesunden; Humorvorrat anlegen." Eine Minute Lachen habe den gleichen
Effekt wie zehn Minuten Jogging. Alexander
Korp zeigte wie
verschiedene Kulturen dem Tod humorvoll begegnen. Naturreligionen oder der
Buddhismus begrüßen den Tod meist positiv lächelnd, und auch
das Judentum pflegt einen schwarz-humorigen Umgang mit dem Sensenmann. Christentum
oder Islam
nehmen ihn aber sehr ernst. „Doch es gibt Ausnahmen: Beim mittelalterlichen
Ostergelächter erzählten die Geistlichen Witze, ahmten Tiere nach
und rannten quiekend durch die Kirche. Und in außerkanonischen Evangelien
lacht der sterbende Jesus am Kreuz die Menschen aus, weil sie um
ihn trauern. "In Süddeutschland sichtete der Refererent gar
ein Schild mit der Aufschrift: „Hier liegt begraben die Jungfrau Rothburg
Rindl'. Gestorben ist sie im 17 Jahr gerade als sie zu brauchen war."
Korp machte Mut, mit Sterbenden zu lachen. Im Hospiz oder Krankenhaus sollte
Humor weniger Intellektuell dosiert sein. Körpereinsatz und Berührung
seien wichtig dabei können Handpuppen, Plüschtiere, auffallende
Kleidung und Grimassen helfen.
Im Publikum blieb bei diesem Vortrag kein Auge trocken. „Ich fand es
Klasse", meinte Sonja Dreske, die als ehrenamtliche Hospizhelferin in
der Wegwarte arbeitet. „Es ist befreiend, mal so mit dem Tod umzugehen,
anstatt ihn schwarz zu malen oder zu verdrängen."