Hospiz macht Schule, Foto: Birgit Kollat

Hospiz macht Schule – Projektwoche an der Evangelischen Grundschule Neuruppin

„Damit der Tod kein Tabuthema bleibt“ – unter diesem Leitgedanken fand im März und April 2025 an der Evangelischen Grundschule Neuruppin eine besondere Projektwoche für die beiden vierten Klassen statt. Gemeinsam mit Mitarbeitenden des Hospizes, den Lehrerinnen und Erzieherinnen der Schule und des Hortes erlebten die Kinder eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen Leben, Sterben, Trauer und Trost.

Dass Tod und Sterben auch Kinder betreffen – sei es durch eigene Erfahrungen oder durch das Miterleben im Familien- oder Freundeskreis – ist oft unausgesprochen. Doch genau hier setzt das bundesweit anerkannte Projekt Hospiz macht Schule an: in kindgerechter und geschützter Form werden die existenziellen Fragen des Lebens gemeinsam aufgegriffen.

Jeder Tag der Projektwoche stand unter einem eigenen Thema. Den Einstieg bildete am Montag, das Zusammenknüpfen bunter Bänder als Symbol für Zusammenhalt und wir sangen das Lied „Der Himmel geht über allen auf“ – ein gemeinsamer Rahmen, der Sicherheit und Verbundenheit vermittelte. Dieses Ritual begleitet uns jeden Morgen.

Am ersten Projekttag lautete das Thema „Werden und Vergehen“. Die Kinder betrachteten die Entwicklung vom Baby zum Schulkind anhand mitgebrachter Fotos, hörten Geschichten und gestalteten Plakate. Mit Freude und Staunen entdeckten sie, wie sehr sich Menschen im Laufe des Lebens verändern.

Der zweite Tag widmete sich dem Thema „Krankheit und Leid“. Die Kinder berichteten von eigenen Krankheitsgeschichten oder Erlebnissen in der Familie. Besonders spannend war eine Fragerunde mit einem angehenden Arzt – und das pantomimische Darstellen von Krankheitssymptomen sorgte für viele heitere Momente bei aller Ernsthaftigkeit.

Am dritten Tag ging es um das Thema „Tod und Sterben“. Ein Film von „Checker Tobi“ und das Bilderbuch „Nie mehr Oma Lina Tag?“ regten Gespräche und Nachdenken an. Auch die Arbeit eines Bestatters wurde thematisiert – viele Kinder waren überrascht, wie vielfältig dieser Beruf ist. Zum Tagesabschluss gestalteten die Schülerinnen und Schüler Bilder ihrer Vorstellungen vom Jenseits – es entstanden kreative und berührende Werke.

Der vierte Projekttag stand unter der Überschrift „Traurig sein“. In verschiedenen Aktionen lernten die Kinder, Gefühle auszudrücken und darüber zu sprechen. Ein besonderes Highlight war das sogenannte Tiermobile: Es verdeutlichte anschaulich, wie der Verlust eines Familienmitglieds das Gleichgewicht in einem System verändern kann. Zum Schluss pflanzten die Kinder Blumenzwiebeln – als Zeichen für Hoffnung und neues Leben.

Am letzten Tag ging es um „Trost und Trösten“. Was hilft, wenn jemand traurig ist? Was kann ich tun, um Trost zu spenden? Die Kinder sammelten ihre Gedanken und schrieben sie auf kleine Blattformen, die zu einem großen Plakat zusammengefügt wurden – voller Ideen, Mitgefühl und Herzenswärme.

Zum Abschluss der Woche fand ein kleines Fest mit den Eltern statt. Jede Gruppe stellte einen Tag der Woche vor und präsentierte die entstandenen Arbeiten. Die Gäste zeigten sich tief beeindruckt von der Tiefe und Sensibilität der Kinder. Als Dank überreichten die Schülerinnen und Schüler den Mitarbeitenden kleine Geschenke.

Ein besonderes Erlebnis war im Anschluss auch der Besuch im Hospiz: Die Kinder durften das Haus besichtigen, mit Gästen sprechen und ein kleines Programm mit Liedern und Gedichten aufführen – ein bewegender Vormittag für alle Beteiligten.

Diese Woche hat Spuren hinterlassen – in den Herzen der Kinder, der Lehrkräfte und der Mitarbeitenden. Sie hat gezeigt, dass Kinder sehr wohl in der Lage sind, sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen – wenn man ihnen Raum, Zeit und Zuwendung gibt.

Birgit Kollat

„Kinder sprechen über Tod und Sterben

Im Rahmen des Projekts Hospiz macht Schule haben Kinder der vierten Klasse (Alter ca. 10 Jahre) sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer beschäftigt. Viele Erwachsene glauben, Kinder seien zu jung für solche Themen. Die folgenden Zitate beweisen das Gegenteil – sie zeigen, wie offen, ernsthaft und einfühlsam Kinder mit diesen Fragen umgehen können, wenn man ihnen Raum dafür gibt.“

v. Nina Becker, ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin